1968: Die einen verklären die damaligen Ereignisse, andere verdammen sie.

Die Beiträge dieses Bandes verstehen sich als pointierte Gegendarstellung zu neuen und neu belebten 68er-Mythen.

Buch 40 Jahre 1968

Wolfgang von Geldern: „1968 war auch das Jahr des Prager Frühlings. (...) Bei den Bildern aus Prag, die zu Menschenaufläufen auf den Straßen führten, haben viele geheult.“

Wulf Schönbohm: „Die Entstehung der terroristischen Rote Armee Fraktion (RAF) aus Teilen der studentischen Protestbewegung ist ohne diese nicht denkbar.

Hans-Ulrich Jörges: „Die 68er haben den Muff der Adenauer-Ära ausgetrieben und das Tor zur Liberalisierung der Gesellschaft aufgestoßen? Welcher Unsinn!“

Ernst Benda: „Vieles, was in Deutschland geschah, ahmte nur nach, was man von den USA gelernt hatte.“

Wulf Schönbohm: „Unterstützung fand der SDS als der politische Kern der APO für seine geschickt ausgewählten Aktionen gegen bestimmte Missstände, aber nicht für sein eigentliches Ziel, die Abschaffung des bestehenden Ordnungssystems in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft.“

Wolfgang von Geldern: „Es gab ein allgemeines Unbehagen in der Studentenschaft, das von einigen aggressiv artikuliert wurde.“

Hans-Ulrich Jörges: „Freiheit, Wut und Angst waren die beherrschenden Gefühle jener Jahre.“

Wulf Schönbohm: „Arroganz, Intoleranz und aggressive Feindlichkeit gegenüber Andersdenkenden waren Wesenszüge dieser Bewegung, obwohl sie selbst doch die Intoleranz und Repression des ‚Systems’ kritisierte.“

Wolfgang von Geldern: „Es war durchaus auch eine Zeit eines eigenartigen Lebensgefühls, das mit ‚Überdruss’ gekennzeichnet werden kann. Die gesellschaftlichen Verhältnisse galten als hassenswert, gerade weil alles so reibungslos funktionierte.“

Hans-Ulrich Jörges: „Die Liberalisierung der Gesellschaft, die die 68er heute für sich reklamieren, war ja längst unterwegs, hatte schon Jahre zuvor begonnen.“

Hans-Ulrich Jörges: „Ich habe 1968 und die folgenden Jahre erlebt als schreienden Widerspruch zwischen persönlicher Befreiung und politischem Totalitarismus.“

Wulf Schönbohm: „Für die APO waren die imperialistischen USA das Feindbild Nummer 1, die revolutionären Befreiungsbewegungen der Dritten Welt dagegen ihr großes Vorbild.“

Hans-Ulrich Jörges: „Dem Gewaltkult der 68er entschlüpfte der Terrorismus, mit fließenden Übergängen in die legale Bewegung.“

Bernhard Vogel: „Dieses Buch versteht sich als pointierte Gegendarstellung zu neuen und neu belebten 68er-Mythen.“

Wolfgang von Geldern: „Auf jeden Fall war es nie langweilig, es war eine Zeit voller unerhörter neuer Entscheidungen.“

Bernhard Vogel: „Vieles von dem, was im Rückblick als Verdienste der 68er erscheint, war in Wahrheit das Ergebnis der Kritik an ihnen.“

Ernst Benda: „Manche der 68er haben Anstöße für Reformen und für notwendigen Wandel gegeben.“

Bernhard Vogel: „1968 taugt nicht als Zündstoff für erkaltetes revolutionäres Pathos, sondern erinnert uns daran, dass sich unser Gemeinwesen mit Kritik, auch maßloser Kritik, auseinandersetzen muss.“

Hans-Ulrich Jörges: „Ich kann sie nicht mehr lesen und nicht mehr hören, all die Mythen, den Kitsch und die Schönfärbereien über die 68er.“

Bernhard Vogel: „1968 bedeutete nicht nur Befreiung von alten Zwängen, sondern brachte auch neuen Dogmatismus – bis hinein in die Schulen, vor allem aber in die Hochschulen.“

Hans-Ulrich Jörges: „Im Verdrängen, im Bemänteln, im Klein- und Schönreden sind viele 68er ihren Eltern unheimlich ähnlich.“

Wulf Schönbohm: „Von einer politischen Neugründung der Bundesrepublik Deutschland durch den SDS oder die APO kann also keine Rede sein, wohl aber von einer Veränderung der Gesellschaft.“

Ernst Benda: „Nein, es war keine idyllische Zeit.“

Ernst Benda: „Nicht Zuwarten, sondern das rasche entschlossene, den Umständen angemessene und besonnene Eingreifen verhindert eine Eskalation.“

Wulf Schönbohm: „Von seinen eigentlichen systemüberwindenden politischen Zielen hat der SDS kein einziges durchgesetzt.“

Ernst Benda: „Diejenigen, die in Hörsälen oder auf der Straße gebrüllt haben und erst recht die, die – wenn auch vielleicht nur ‚gelegentlich’ – Steine oder Schlimmeres geworfen haben, gehören nicht zu denen, denen wir heute Dank schulden.“

Wulf Schönbohm: „Der SDS trieb unter Dutschke die Eskalation bewusst durch gezielte Regelverletzungen voran: vom Sit-in und Teach-in über die Besetzung von Universitätsinstituten bis zur Gewalt gegen Sachen und zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.“

Bernhard Vogel: „1968 war eine Revolte, keine Revolution!“

Hans-Ulrich Jörges: „Nur wenige von denen, die wirklich dabei waren, bringen heute den Mut auf, zu sagen, was war – und sich zu den Irrtümern des Aufruhrs zu bekennen.“

Bernhard Vogel: „Wir sind überzeugt, dass 1968 nicht zur Verklärung taugt, sondern uns vielmehr für die Zukunft wachsamer machen sollte.“

Ernst Benda: „Die Polizeibeamten waren damals ebenso wenig wie heute blindwütige Schläger, die sinn- und grundlos auf friedliche Demonstranten einschlugen.“

Hans-Ulrich Jörges: „Nicht zu vergessen: Der SDS wurde nicht etwa 1968 gegründet, er entwuchs – besser gesagt: entglitt – der SPD.“

Wulf Schönbohm: „Im Otto-Suhr-Institut wurden meine wenigen Freunde vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten und ich als ‚Faschisten’ beschimpft, in der CDU dagegen galten wir als linke Revoluzzer.“

Wulf Schönbohm: „Ich gestehe offen, dass Dutschke der einzige mir sympathische Linke war.“

Ernst Benda: „Die Proteste von 1968 richteten sich gegen den Vietnamkrieg, die Notstandsgesetze und das Fehlen einer Bildungsreform.“

Hans-Ulrich Jörges: „Die vermeintlich Antiautoritären waren politisch totalitär, in haarsträubender Weise.“

Verfügbar ab dem 8.12.2008

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Geschichte kann nicht klar gesehen werden, solange ein Schleier in der Gestalt eines Mythos über ihr liegt und das ursprüngliche Bild entfremdet.

Im Zuge von 40 Jahren 1968 sind alte Mythen am Leben gehalten, reanimiert und neue geboren worden. Am Beispiel des 68er-Mythos wollen die Herausgeber und Verfasser der vorliegenden Streitschrift daher ein nachhaltiges Zeichen setzen gegen die Verklärung und Verschleierung von Geschichte.

Auch im Namen meines Mitherausgebers Bernhard Vogel wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.

Ihr Matthias Kutsch